Umweltmedizin
Die Umweltmedizin ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit der Mensch-Umwelt-Beziehung und ihren Auswirkungen auf die Gesundheit beschäftigt. Obwohl noch vergleichsweise jung, hat die Umweltmedizin wichtige Aufgaben wie die Prävention, Erkennung und Erforschung von umweltbedingten Gesundheitsrisiken sowie die Diagnostik, Prophylaxe und Therapie von Erkrankungen, die durch Umweltbelastungen hervorgerufen werden. Dabei lässt sich die Umweltmedizin in zwei Bereiche aufteilen: die präventive und die klinische Umweltmedizin.
Die präventive Umweltmedizin umfasst folgende Aspekte:
- Wasserhygiene – Trinkwasser, Abwasser, Grundwasser
- Lufthygiene – Smog, Innenluft, Außenluft, Nikotin, Asbest
- Bodenhygiene – Klärschlamm, Nitratbelastung, Düngemittel
- Klima – Klimawandel und globale Erwärmung (Ozonloch, Treibhauseffekt, Waldsterben etc.)
- Hygiene von Lebensmitteln, Gebrauchs- und Bedarfsgegenständen
- Schutz vor ionisierender Strahlung – Elektrosmog, Radioaktivität
- gesundheitlicher Verbraucherschutz – Pestizidbelastung von Lebensmitteln
- Bau- und Siedlungshygiene (einschließlich Lärmbeeinflussung) – Schlafstörungen, Tinnitus (Ohrgeräusche)
Das zweite Gebiet bildet die klinische Umweltmedizin, die sich mit der individuellen, medizinischen Betreuung von Patienten mit Symptomen, auffälligen Befunden bzw. Erkrankungen, die auf Umweltfaktoren zurückgeführt werden, beschäftigt.
Das Verfahren
Die Umweltmedizin ist ein sehr komplexes Fachgebiet, da die Vielfältigkeit der Umwelteinflüsse auf den Menschen schwer zu klassifizieren ist. Um den Anforderungen gerecht zu werden, muss interdisziplinär gearbeitet werden. Die klinische und die psychosoziale Medizin werden durch Umwelthygiene, Umwelttoxikologie und Umweltepidemiologie ergänzt, zusätzlich beeinflussen natur-, umwelt- und sozialwissenschaftliche Fachgebiete die Inhalte der Umweltmedizin maßgeblich. Das Fachgebiet beschäftigt sich neben der einzelnen Person (Patient) mit Gruppen und Populationen. Bausteine der umweltmedizinischen Beratung sind klassischerweise die individuelle Anamnese, körperliche Untersuchung, Differentialdiagnostik, Umweltmonitoring mit Ortsbegehung und das Human-Biomonitoring (HBM; Bestimmung und Verlaufsprotokollierung von Schadstoffen und ihren Stoffwechselprodukten im menschlichen Organismus)
Folgende Schwerpunkte auf dem Arbeitsgebiet der Umweltmedizin sind charakterisierend:
- Expositionsermittlung – Diagnostik und Wirkungsermittlung
- Abschätzung umweltbedingter Gesundheitsrisiken
- vergleichende Risikoanalyse, -kommunikation und -bewertung im Hinblick auf umweltbedingte Gesundheitsgefährdungen
- Betreuung, Begutachtung und Beratung in Fragen, die die Umweltmedizin betreffen
- Ökologische Gesundheitsförderung – gesundheitsförderliche Gestaltung der Umwelt auf wissenschaftlicher Grundlage
- Erforschung umweltmedizinischer Zusammenhänge
Die sogenannten anthropogenen Umweltbelastungen (Anthropologie – „Die Wissenschaft vom Menschen”), bei denen es sich meist um die als Schadstoffe bezeichneten Faktoren handelt, können wie folgt klassifiziert werden:
- chemische/physikalische/biologische Noxen
- Emissionsquellen/Emissionsstrukturen – z. B. Müllverbrennung, Industrie- und Gewerbebetriebe, Kraftfahrzeugverkehr etc.
- Industrieprodukte bzw. -materialien sowie Bedarfs- und Konsumprodukte – z. B. Baumaterialien, Kleidung, Kosmetika etc.
- Umweltmedium – Außenluft, Nahrungsmittel, Trinkwasser
Wie bereits erwähnt, ist die Ätiologie bzw. Pathogenese umweltbedingter Erkrankungen schwer zu erfassen. Die folgenden Krankheitsbilder bzw. Symptomatiken verdeutlichen dies beispielhaft:
- Akute Intoxikationen – z. B. durch Smog
- Akute Strahlenbelastung – z. B. Atombombenabwurf auf Hiroshima
- Lärmbelastung mit Innenohrschädigung
- Sick Building-Syndrom (SABS) – Symptomkomplex, der in Zusammenhang mit dem Aufenthalt in Gebäuden steht, die mit Schadstoffen belastet sind.
- Spätfolgen von Strahlenbelastung – z. B. Tumoren
- Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) bei Passivrauchern
- Weitere Symptomkomplexe sind:
- Reproduktionsstörungen (Störungen der Fortpflanzung)
- Hauterkrankungen
- Immunstörungen, häufige Infekte
- Leistungsabfall, chronische Müdigkeit
- Psychiatrische Erkrankungen
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Literatur
- Das zweite- kompakt: Querschnittsbereiche- GK 2; Oliver Kessler/Klaus-Peter Schaps/Ulrich Fetzner; Springer Verlag 2008
- Das Public-health-Buch; Friedrich Wilhelm Schwartz; Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2003